Da ich diesen Sommer in Boston verbringe, musste ich mir eine Lösung ausdenken, wie ich über die Wochen in den USA meine hart erarbeiteten Chinesischkenntnisse nicht gleich wieder verliere. Natürlich hätte ich mir hier vor Ort einen chinesischen Privatlehrer suchen können, doch der wäre mindestens doppelt so teuer wie meiner in Beijing gewesen. Also habe ich beschlossen, einfach meinen Unterricht per Skype mit meinen bisherigen Lehrern weiterzuführen. Einerseits sind die Kosten geringer – für Privatunterricht muss ich in China je nach Ausbildung des Lehrers nur zwischen 5,50 und 8 Euro/Stunde zahlen. Außerdem war es mir wichtig, regelmäßigen Unterricht zu haben, damit ich faule Socke gezwungen bin, mehrmals wöchentlich rechtzeitig vor dem Rechner zu sitzen und nicht spontan mein Chinesischlernen auf „morgen“ verschiebe. Ich hatte jedoch selbst etwas Zweifel, ob mein virtueller Unterricht klappen würde, denn schließlich ist das chinesische Internet nicht gerade für seine Stabilität bekannt und die Atmosphäre vor dem Computer ist eine andere, als entspannt in einem Café von Angesicht zu Angesicht zu lernen.
Allerdings muss ich nun nach meinen ersten Wochen Unterricht sagen, dass bisher fast alles wunderbar geklappt hat. Nur eine Woche lang hatte ich Probleme mit der Internetverbindung, als eine meiner Lehrerinnen sich in der inneren Mongolei aufhielt, wo einfach das Netz zu langsam für eine klare Datenübertragung war. Auch an das Lernen vor dem Bildschirm habe ich mich schnell gewöhnt und vom Sofa aus zu pauken kann durchaus entspannend sein. 🙂
Ich nehme momentan an 4 Tagen die Woche zwischen 2 und 3 Stunden Unterricht und spüre bereits, dass ich echte Fortschritte mache. Als Unterrichtsmaterialien habe ich hauptsächlich die PDFs von http://www.chinesepod.com benutzt, die praktischerweise alle sowieso komplett von einer Internetplatform runtergeladen werden können und deshalb digital sind. Ansonsten habe ich einfach meine per Hand geschriebenen Hausaufgaben und sonstige Lehrmaterialien mit der Kamera abgeknipst und meinen Lehrerinnen digital zugeschickt. Gott sei Dank sind meine Lehrerinnen alle sehr gewissenhaft und waren bisher stets pünktlich online. Praktisch ist die Zeitverschiebung zwischen China und den USA mit genau 12 Stunden, so können wir zu einigermaßen humanen Zeiten am chinesischen Morgen und amerikanischen Abend zusammen lernen. Ein schöner Nebeneffekt von Skype ist außerdem, dass ich mir die Pendelzeit hin zum und zurück vom Café spare, die für mich in Beijing schon mal locker 45 Extraminuten ausmachen kann. Insgesamt also eine durchweg positive Erfahrung, die ich weiterempfehlen kann!