Ist Integration in die japanische Gesellschaft möglich?

Da gestern in einem Kommentar die interessante Frage aufkam, ob Integration in die japanische Gesellschaft für Ausländer möglich ist und in wieweit ich mich hier integriert fühle, wollte ich einmal meine persönlichen Erfahrungen dazu darstellen. 

Generell würde ich – nachdem ich mittlerweile in den USA, Frankreich, Taiwan und Japan gelebt habe – behaupten, dass sich die Frage der Integration generell in den unterschiedlichen Ländern nicht unterscheidet. Anders ausgedrückt: als Ausländer kann man sich genau proportional in dem Maße in eine andere Gesellschaft einfügen, in dem man bereit und fähig ist, sich optisch, sprachlich und kulturell anzupassen. Kultur ist das, was wir als normal empfinden und entsprechend nehmen wir die vorurteilsfrei auf, die sich an unsere Normalität anpassen.

Selbstverständlich ist der große Unterschied zwischen beispielsweise den USA und Japan, dass es dem durchschnittlichen Deutschen um einiges leichter fällt, sich an den normalen Alltag der Amerikaner, ihre Sprache, ihr Essen etc. anzupassen als dies in Japan der Fall ist. Meine Erfahrungen hier in Tokyo sind wahrscheinlich nicht typisch, da ich viele Jahre damit verbracht habe, Japanisch zu lernen und auch persönlich eine hohe Affinität zur hiesigen Kultur habe. Insgesamt kann ich nur – für mich persönlich – berichten, dass mir in den Jahren hier stets mit größtem Respekt, Höflichkeit und Offenheit, manchmal sogar mit atemberaubender Gastfreundlichkeit, begegnet wurde, obwohl ich durchaus meine Runden durch alle Fettnäpfchen gehüpft bin. Ich arbeite problemlos jeden Tag mit einem ausschließlich japanischen Team zusammen, verbringe meine Freizeit mit Japanern und fühle mich in jeder Hinsicht ausgesprochen wohl. Ich würde also durchaus sagen, dass ich integriert bin. Weshalb Japan im Ausland oft als Buch mit 7 Siegeln dargestellt wird, liegt meiner Meinung in erster Linie darin begründet, dass die meisten Berichte von westlichen Ausländern stammen, die eben meist oft für kurze Zeit „vorbeischauen“ und für die sich entsprechend eine Anpassung als sehr schwer bis unmöglich gestaltet.

Optische Anpassung: Als Ausländer mit einer anderen Hautfarbe wird man natürlich immer auffallen – wobei das allerdings genauso für beispielsweise Afrikaner in Deutschland zutrifft. Ich denke, was langfristig wichtiger ist um respektiert zu werden, ist vielmehr der Kleidungsstil. Die Japaner sind meist makellos gekleidet, insbesondere im Berufsumfeld. Natürlich muss man mit Abstrichen im Vertrauen rechnen, wenn man mit Jeans und Pullover antanzt, anstatt im Anzug.

Sprachliche Anpassung: Obwohl es niemandem ungewöhnlich scheint, dass man beispielsweise in englischsprachigen Ländern ohne Englisch nicht weit kommt, verwundert es viele westliche Ausländer noch, dass man ohne fließende Japanischkenntnisse gegen viele Wände rennt. Dazu würde ich behaupten, dass sich grundsätzlich Japan nicht von anderen Ländern unterscheidet. Beispielsweise kenne ich Amerikaner, die sich bei mir beklagt haben, wie extrem schwierig eine Integration in Deutschland ohne Deutsch sei, eine Tatsache, die sie so nicht erwartet hätten. Auch wünsche ich allen viel Glück, die sich ohne fließendes Französisch in Frankreich integrieren möchten. 😉

Kulturelle Anpassung: Da sich die japanischen Gepflogenheiten deutlich von der westlichen unterscheiden, haben Ausländer oft auch mit der kulturellen Anpassung Schwierigkeiten. Meiner Erfahrung nach liegt das Problem jedoch nicht bei den Japanern, die durchaus offen sind Ausländern gegenüber, die nach ihren Regeln spielen, als vielmehr uns Gaijin, die wir – bewußt oder unbewußt – Aspekte der japanische Kultur nicht übernehmen wollen oder können. Auch ich habe in dieser Hinsicht meine Grenzen, beispielsweise was die Einstellung zu Arbeitszeiten oder Emanzipation betrifft. Wenn ich mich allerdings bewußt nicht anpassen möchte, ist es logischerweise kein Wunder, dass ich in diesen Bereichen dann von den Japanern etwas schief angeschaut werde. Man kann den Spieß übrigens wunderbar umdrehen: falls man sich die Mühe macht, traditionelle Bräuche, wie Oseibo (Geschenke an Respektpersonen im Dezember), Nengajo (Neujahreskarten), Ochugen (Geschenke an Respektpersonen im Hochsommer) zu beachten und Höflichkeitsfloskeln richtig verwendet, ist einem die Hochachtung der Japaner als gebildete Person sicher!

Warum viele Ausländer darüber jammern, dass Japan ein so schwieriges Land sei, ist auch darauf begründet, dass sie oft im Unternehmen die Aufgabe übertragen bekommen haben, die Japaner endlich an internationale Managementstandards anzupassen. Ein Projekt, welches im Großteil der Fälle zum Scheitern verurteilt ist, insbesondere wenn von japanischer Seite keine Notwendigkeit zur Änderung gesehen wird. Letztendlich sind wir hier nur Gäste und sollten uns auch so benehmen. Natürlich ist eine Zusammenarbeit mit den Japanern möglich und wünschenswert, aber – solange man sich in ihrem Land aufhält – entsprechend ihrer Regeln. Übrigens wird diese Anpassung nicht nur von Ausländern verlangt, sondern selbst innerhalb der japanischen Gesellschaft besteht ein hoher Druck, sich „normal“ zu verhalten. Stichwort der herausstehende Nagel wird eingeschlagen. 😉 Um also auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ist eine Integration in die japanische Gesellschaft möglich? Ja, in dem Maße, in dem man sich an Japan anzupassen vermag. Ist eine vollständige Integration sinnvoll? Wahrscheinlich weniger. Für mich persönlich ist das Ziel gar nicht, komplett zur Japanerin zu mutieren. Aus Respekt vor der hiesigen Kultur passe ich mich in vielen Aspekten an, aber ich entscheide mich auch bewußt, dass in dies in anderen Bereichen eben nicht möchte. Man kann als westlicher Ausländer durchaus angenehm und gut integriert in Japan leben – ein intensives Sprachstudium und hohen kulturellen Respekt vorausgesetzt – wie wohl in jedem anderen Land auch.

16 Kommentare (+deinen hinzufügen?)

  1. higanbana
    Aug 03, 2010 @ 06:23:27

    Im Grossen und Ganzen kann ich das so unterschreiben. Aber ich glaube, man muss auch einen grossen Unterschied machen, ob man sich im auslaenderreichen Grossraum Tokyo aufhaelt oder aber mehr im traditionelleren Hinterland. Ich persoenlich sehe zum Beispiel nicht die Moeglichkeiten, dass mir von Sprachunterricht oder aehnlichen abgesehen grossartig irgendwelche Moeglichkeiten zur Vollzeitarbeit oder einigermassen anstaendig bezahlten Arbeit gegeben werden. Wie wurde mir mal leicht verschaemt gesagt „Wir brauchen (leider) keine Auslaender. Ich solle mich doch lieber im Ausbildungs- und Sprachgewerbe umsehen.“ Und jetzt als Mutter von kleinen Kindern sieht die Sache noch schlechter aus.

    Und wenn ich so sehe, wieviel an der Staatsbuergerschaft festgemacht wird, dann finde ich eigentlich nicht, dass man wirklich Japan ernsten Sinnes mit den USA oder Deutschland vergleichen kann. In den Staaten kann ich z.B. Lehrer werden, wenn ich die entsprechende Ausbildung habe. In Deutschland auch. In Japan brauche ich neben dem notwendigen Vitamin B vor allem einen japanischen Pass.

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  2. d
    Aug 03, 2010 @ 10:47:30

    Also Integration ist so eine Sache. Ich habe das Gefühl hier wird eher von Toleranz gesprochen.
    Wenn man Japanisch beherrscht und sich anstrengt, wird man toleriert. Aber für mein Verständnis geht Integration weiter.
    Integration ist für mich keine Einbahnstrasse. Also, dass das japanische Umfeld auch etwas von einem Ausländer annimmt ohne es gleich als ausländisch wahrzunehmen!?
    Hier kommt natürlich das Aussehen, die Gestik und Mimik zum tragen. Mir kann keiner erzählen, dass ein Weißer, der alle Regeln beherrscht, für Japaner nicht suspekt wird. Aber ehrlich gesagt, wenn ein nicht Asiat nach Japan kommt, dann tut er es doch auch oft grade weil er als Ausländer behandelt wird. Ist ja auch nett im Mittelpunkt zu stehen. Kann aber auch nervig werden;-)

    ps sehr gelungener Blog.

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  3. Dariojin
    Aug 03, 2010 @ 10:48:04

    Sicher gibt es in Japan wie überall in der Welt mehr oder weniger Probleme und Hürden bei der Integration besonders durch staatliche Institutionen.
    Jedoch, die Grundlage für Integration allgemein ist ohne Zweifel das gründliche Erlernen der Sprache und das Interesse und der Respekt für die Kultur und die Traditionen des Landes.
    Ich persönlich war leider noch nicht in Japan. Meine Kontakte beschränken sich zur Zeit auf E-mail Kontakte auf japanisch mit Japanern in Osaka und Nara. Da ich mich auf die Kultur einlasse, sind diese Kontakte für beide Seiten sehr angenehm und reich an Erfahrungen und Eindrücken. Ich möchte sie nicht missen. Nächstes Jahr möchte ich endlich in das Land reisen und mache mir nicht die geringsten Sorgen. Die Faux-pas, die ich vielleicht begehen werde sind sicher kein Anlass für Unannehmlichkeiten. Ich schätze die Japaner als sehr hilfsbereit und Tolerant ein.

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  4. blueschi73
    Aug 03, 2010 @ 11:10:55

    Super Eintrag, kann dir voll und ganz zustimmen. Ich selber lebe auf dem Land in einer kleinen Siedlung. Hab hier keinerlei Problem und bin Integriert. Bin Angestellter in einer Handwerksfirma, alle Kollegen sind Japaner auch hier bin ich voll Integriert. Es liegt an jeden selber was er aus den gegeben Möglichkeiten macht.
    Gruß
    Blueschi

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  5. higanbana
    Aug 04, 2010 @ 04:20:07

    Ich kann da D nur zustimmen. Ich glaube, es ist weit richtiger, von Toleranz zu sprechen als von Integration. Fuer Sakurasky moegen dank ihrer gegenwaertigen Situation das folgende unrelevant sein, aber mit Familie sieht das anders auch.

    Integration bedeutet fuer mich, dass alle Menschen, unabhaengig von ihrem Geburtsort oder ihrem Pass gleichwertig behandelt werden und zumindest aehnliche Chancen haben. Und das trifft fuer Japaner nicht zu.

    -Kinder aus auslaendischen Ehen werden immer noch gezwungen, zwischen den Laendern ihrer Eltern zu waehlen und ihnen kein Recht auf doppelte Staatsbuergerschaft gelassen
    -Auslaender haben kein Recht auf ein Familienstammbuch, sie koennen hoechstens in das ihres japanischen Partners eingetragen werden, reine Auslaenderehen, selbst zwischen zweien mit permanenter Aufenthaltsgenehmigung, haben keine.
    -Auslaender gelten nicht als Bewohner einer Stadt, d.h. sie werden nicht mit aufgefuehrt, und aus dem Grund wohnen meine Kinder (4 und 1) jetzt offiziell waisenmaessig alleine, und meine Tochter ist der Vorstand dieses Haushalts.
    -Auslaender haben kein Wahlrecht auf regionaler Ebene, wie das jetzt in zumindest der EU gang und gaebe ist.
    -Auslaender, selbst solche mit permanentem Aufenthaltsrecht und/oder Angehoerige der koreanischen und chinesischen Minderheit in Japan, duerfen im Regelfall kein Beamter werden, was alle Berufe wie Polizei, Feuerwehr, Volllehrer, Vollkindergaertner, Mitarbeiter in Kulturhaeusern oder andere Stadtangestellte, etc. mit ausschliesst.
    -Es gibt kein System, um neu nach Japan gekommenen Auslaendern einen Zugang zur japanischen Sprache zu geben. Wenn ja, dann sind es reine Initiativen von privater oder auf regionaler Ebene.
    -Zwar haben alle Kinder mit japanischen Pass eine Schulpflicht, aber auslaendische Kinder haben nur eine Kann-option und koennen theoretisch auch von oeffentlichen Schulen abgelehnt werden, weil es ja keine Pflicht gibt, diese Schueler zu unterrichten. Und dank dieser Regelung gibt es auch keinerlei Moeglichkeiten, Eltern, die keinen Sinn in der Ausbildung sehen, weil ja Rechnen bis 20 und den Namen schreiben koennen reicht, zu zwingen, ihre Kinder zumindest die 9 Pflichtjahre zur Schule zu schicken.
    -Und von Muttersprachenunterricht fuer Auslaender oder Kinder mit einem auslaendischen Elternteil, wie das in vielen europaeischen Laendern moeglich ist, kann man nur traeumen. Wenn, dann muss man das als Eltern voellig selber tragen, und hier kostet die Stunde privater Sprachunterricht ab 3000 Yen pro STUNDE. Wie sollen sich das die meisten Auslaender leisten koennen?
    -Auslaendische Schulen IN Japan werden i.d.R. nicht anerkannt. Selbst wenn die Kinder fliessend oder zumindest gut Japanisch sprechen, aber ihr Abi auf einer koreanischen oder brasilianischen Schule gemacht haben, fallen sie trotzdem in die gleiche Kategorie wie normale auslaendische Studenten und muessen mit ihnen um die geringe Anzahl fuer Auslaender reservierte Plaetze konkurrieren.
    -Und man moege mich bitte verbessern, aber ich meine, dass man als in Deutschland wohnhafter Tuerke sehr wohl Bafoeg beantragen darf. Als Auslaender in Japan faellt man aus dem staatlichen Studienlohnsystem raus.

    Die Integration von Auslaendern mag in Deutschland auch nicht perfekt sein, aber bis Japan nur einigermassen auf der Stufe ist, duerfte wohl noch sehr viel Wasser die Elbe hinunterfliessen muessen.

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  6. Miso
    Aug 05, 2010 @ 07:18:39

    Ich kann mich den Meinungen von d und Higanbana nur anschliessen!! 🙂

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    • sakurasky
      Aug 05, 2010 @ 10:42:06

      Finde es ja fantastisch, welche heißen Diskussionen sich hier plötzlich ergeben! Ich sollte öfter mal kontroverse Postings schreiben. 😉 Wie gesagt, meine Einschätzung basiert rein auf meinen persönlichen Erfahrungen, sicher ist die Perspektive in anderen Regionen Japans und/oder mit Familie wieder eine andere. Freue mich selbstverständlich, auch mal von anderen Deutschen hier zu hören, denn mein Alltag ist mittlerweile so ziemlich komplett japanisch. 🙂

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  7. Hitoshi
    Aug 05, 2010 @ 20:17:07

    Das ist interessant. Aber ich eigentlich moechte eine Frage beginnen: Was genau bedeutet die „Integration“? Einer sagte kulturellen Toleranz, der andere sagte das soziale System, die andere sagte Gesetzliche Rechte.

    Wenn man koennte sagen, ein Auslaender in Japan ist integriert. Was macht eine Person integriert ist oder nicht? Ein Auslaender hatte einen gleichen Rechte, wie zB Koseki hat seinen Namen? Oder wenn mann Freunde hat als durchschnittliche Japaner hat? Die Frage ist interessant, aber es ist ein bisschen unklar fuer mich und ich koennte was „integriert“ bedeutet missverstehen.

    So weit, ich weniger besorgt mich integriert oder nicht. Vielleicht, weil fuer mich integriert um die Gesellschaft nicht so wichtig sein. Ich habe ein paar gute Freunde zu haben, das ist es wichtig fuer mich als ich werde integriert oder nicht. Aber dieser Artikel erhoehen das Interesse. Also, was ist eine integrierte Person? Wie kann ich kennen, das ich integriert in Deutschland oder nicht?

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    • higanbana
      Aug 06, 2010 @ 07:50:09

      Sicher ist es schoen, wenn man gute Freunde hat, aber wenn einen der Rest der Gesellschaft staendig nur gegen Mauern laufen laesst oder einem offiziell gezeigt wird, dass man zwar geduldet wird, aber bitte sonst nicht mehr zu erwarten habe, kann das auf die Dauer doch schon ziemlich frustrierend werden.

      Versuche mal als Auslaender hier irgendwas zu bewegen, und sei’s nur durchzusetzen, dass ein blindes japanisches Kind doch auf Austausch ins Ausland darf, und schon wird dir gezeigt, dass man zwar kein Problem damit hat, wenn man hier wohnt, wohl aber, wenn man um irgend etwas Nichtstandardmaessiges bittet oder sein normales gesetzliches Recht anerkannt bekommen moechte. „Du bist GAST und hast dafuer auch nichts zu sagen.“ Und bei aller Liebe, so etwas sehe ich unter keiner Definition als Integration, sondern hoechstens als Duldung an. Oder meinetwegen nenne es auch Toleranz, auch wenn ich unter dem Begriff z.B. in Daenemark etwas anderes kennen gelernt habe.

      @Sakurasky
      Arbeitest du nicht so wieso „nur“ in der japanischen Filiale von einer westlichen Firma? Ich glaube, wenn du in einer echten japanisch-japanischen Firma waerst, haettest du als Mitarbeiter und besonders auch Frau wahrscheinlich eine etwas andere Meinung ueber Integration oder nicht.

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      • sakurasky
        Aug 06, 2010 @ 09:06:41

        Ja, ich arbeite „nur“ in einer japanischen Niederlassung einer deutschen Firma, bin aber die einzige Ausländerin bei uns im Büro und habe tagtäglich ausschließlich mit japanischen Kollegen und Geschäftspartnern zu tun. Ich habe auch viel beruflichen Kontakt zu den hiesigen Universitäten und früher in einer rein japanischen Firma gearbeitet, hatte jedoch nie Probleme. Wie Hitoshi schon richtig schrieb, ist die Frage wohl, wie man Integration definiert. Ich persönlich – und selbstverständlich ist meine Situation u.U. nicht repräsentativ – fühle mich in diesem Land seit Jahren ausgesprochen wohl, glücklich und von Seiten der Japaner herzlich aufgenommen. Dass ist in der Großstadt wohne, beruflich hauptsächlich unter Akademikern verkehre und in Japan gefragte Qualifikationen besitze, spielt sicher eine Rolle. Schade, dass deine Erfahrungen hier um einiges negativer gewesen zu sein scheinen.

      • higanbana
        Aug 09, 2010 @ 01:20:27

        @Sakurasky

        Entschuldige, wenn ich jetzt so klinge, als ob ich hier mit meinem Leben voellig ungluecklich waere. So ist das wieder auch nicht, aber ich habe hier die gesamte Spannbreite von Gefuehlen, angefangen von toll-genial-voellig dankbar bis absolut frustrierend-wuetend machend erlebt. Im privaten Feld ueberwiegt mehr das Positive, auch wenn ich manchmal doch an vielen Vorurteilen oder falschen Vorstellungen ueber das Ausland und das Leben dort lachen oder wahlweise verzweifeln kann.

        Im Geschaeftlichen/Offiziellen/Buerokratischen habe ich doch schon zu spueren bekommen, dass man doch als Auslaender nicht fuer wirklich vollgenommen wird. Wieso muss ein Japaner einen Antrag abgeben oder aehnliches, damit man ueberhaupt ne Chance hat, dass er gesichtet und vielleicht auch abgenickt wird?

        Aber um auch mal was Gutes zu sagen: Die Probleme, von denen Leuten aus Tokyo immer wieder erzaehlen, habe ich weder beim Auslaenderamt noch beim Auslaenderverantwortlichen des SHIYAKUSHO noch bei den Univerwaltungen erlebt oder selbst nur gesehen. Keine Ahnung, ob das eine Eigenart von Kyuushuu bzw. hier vor Ort ist oder einfach nur daran liegt, dass das hier trotz allem „nur“ japanisches Hinterland und nicht Tokyo ist, dass hier Beamte nicht so arrogant sind. Selbst einem Mongolen, der die Visumssache absolut vertrieft hatte, ist freundlich erklaert wurden, was er machen kann und was nicht mehr geht.

  8. Dariojin
    Aug 06, 2010 @ 09:19:13

    Ein Paar Zahlen zur Bevölkerung:
    Ausländeranteil in Deutschland 20 %; die meisten mit islamischer Kultur
    Ausländeranteil in Japan 2 % ( ca. 2 Mill. von 127 Mill.), über 1 % aus verwandten Kulturen (China, Korea, Burma u. a.)
    Ein Land mit Deutschland hat spät und unter hartem gesellschaftlichem Druck mit Integration begonnen und ist heute Nr. 1 in Europa.
    Das erklärt vielleicht warum Integration weder als Begriff noch als gesellschaftliches Thema in Japan eine Rolle spielt.

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  9. Kater
    Aug 07, 2010 @ 06:31:55

    Vielen Dank fuer Ihren interessanten Eintrag.
    Ich verstehe auch nicht genau, was Sie „Integration“ meinen.
    Meiner Meinung nach haengt alles davon ab, was man machen moechte.
    Vielleicht moechte einer wirklich Japaner werden und anderer moechte die japanische Kultur gut verstehen und problemlos mit Japanern umgehen.
    Die beiden Dinge sind sehr anders.

    Jedenfalls denke ich, dass es notwendig ist, Japanisch zu beherrschen.
    Ich kann nicht glauben, wenn ein Auslaender, der kein Hiragana lesen kann, sagen wuerde, dass Integration in die japanische Kultur unmoeglich ist, obwohl Hiragana nicht sehr einfach ist.

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  10. obi
    Aug 08, 2010 @ 14:35:49

    Integration kann man auf vielen Wegen beschreiben, für mich jedoch bedeutet Integration dass man als vollständiger Bürger des Landes gesehen wird, vor allem von den Menschen. So das man von z.b von einem Deutschen auch als Deutscher behandelt wird. Dabei spielt natürlich auch das Aussehen eine große Rolle, wobei in dem Punkt es egal ist ob man jetzt besonders Hübsch ist oder nicht, denn wenn man als Weißer hier in Deutschland angesprochen wird, wird in der Regel auch angenommen dass es sich um den gegenüber um einen Deutschen handelt. So was ist aber als Ausländer in Japan unmöglich. Jeder sieht sofort dass man ein Ausländer ist, somit wird auch automatisch der Ausländer anders behandelt als ein typischer Japaner, ist hier in Deutschland auch so. Spreche ich jemanden an der von der Hautfarbe oder vom Gesichter her eindeutig nicht von hier Stammt erwarte ich weniger von ihm was die Sprachkenntnisse usw. angeht als von einem Deutschen.

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    • higanbana
      Aug 09, 2010 @ 01:30:55

      Sicher ist das in Deutschland auch (noch immer) ein Problem, aber ich kann mich nicht erinnern, dass nichteuropaeische Auslaender automatisch geduzt und mit dem Vornamen angesprochen werden. Selbst wenn ich mich nur mit meinem Familiennamen vorstelle, werde ich teilweise sogar verbessert und so gut wie immer sofort mit meinem Vornamen angeredet. Und oft wird selbst das -san (ein Zeichen von normaler Hoeflichkeit, die man selbst Oberschuelern entgegenbringt) weggelassen. Da machen hier hoechstens Familienmitglieder oder sehr gute Freunde, aber mit mir kann man das ja machen, ohne zumindest auch mal zu fragen, ob das o.k. sei oder nicht. Sicher moegen jetzt manche „Na und?“ denken, aber mich stoert das schon gewaltig. Vor allem, weil ich einen normalen japanischen Familiennamen habe und die Ausrede „Den Nachnamen kann ich mir nicht merken.“ einfach nicht mehr zieht.

      Gut, zugegeben, man koennte jetzt argumentieren, dass das in die gleiche Richtung wie „Tuerkendeutsch“ geht. „Heute Fleisch nicht essen.“, so mit Nichteuropaeern zu reden gibt es ja leider auch als traurige Realitaet. Aber o.k. ist das trotzdem beides nicht.

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  11. d
    Aug 09, 2010 @ 08:30:34

    haha da musste ich jetzt schmunzeln. Ich habe mit der Duzerei bei Bekannten, Nachbarn usw. nicht so das Problem. Aber meine Frau schon. Sie mag es nicht, wenn Leute mich anders behandeln oder ich oft im Mittelpunkt stehe nur weil ich Ausländer bin.
    Aber da muss man/ sie einfach verstehen, dass ein Ausländer nie wie ein Japaner behandelt wird.
    Integration ist so ein Wort, was Politiker gerne benutzen, da es mit vielen Bedeutungen angefüllt werden kann. Integration ist in einer homogenen Gesellschaft, meiner Meinung nach, nicht möglich. Wenn ein Chinese oder Koreaner sich so perfekt anpasst, dass Japaner ihn als Japaner wahrnehmen und behandeln, ist er nicht integriert sondern assimiliert.
    Wenn man in einem fremden Land lebt, muss man relaxt an sowas dran gehen. Sonst wird es schwer Spass an dem Land zu finden.

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